Wie ein Suva Video die Radfahrer sensibilisieren soll und warum ich das Video nicht so cool finde

Suva
Hallo Liebe Leute

Ich bin grad auf der Arbeit und lese in der Basler Zeitung folgendes. Velofahrer sind fast immer die Unfallverursacher. Das ist der Haupttitel und im Untertitel wird es nicht besser. Da wird nämlich behauptet, dass «bei rund 90 Prozent aller Unfälle mit Velos die Schuld bei den Velofahrern liegt». Die Zahlen kommen von der SUVA. Die SUVA ist der grösste Unfallversicherer der Schweiz.

Warum die Suva Zahlen nicht stimmen können

Zum einen ist es so, dass die Unfallstatistik klar eine andere Sprache spricht als die, die von der Suva hier gesprochen wird. Die Links zu der Statistik findet man in meinem Beitrag dazu. Außerdem schreibt das, die Suva selber auf Youtube.  In einem der Kommentare schreibt einer, der mit dem SUVA Account kommentiert folgendes.

SUVA Kommentar
SUVA Kommentar

Klingt doch schon positiver als die Clickbait Zahlen die im Artikel der Basler Zeitung stehen.

Aussagen in der Basler Zeitung
Aussagen in der Basler Zeitung

Außerdem wird im Video genau das selbe nochmal gesagt. Am Schluss des Videos sagt einer mit einem Basler Dialekt, dass bei «fast der Hälfte der Velounfälle der Radfahrer verantwortlich sei».  Fast der Hälfte nicht 90%.

Die ASTRA Zahlen

Die ASTRA Daten belegen, dass Velofahrende im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern häufiger verunfallen und tödlich verunglücken. Vor allem die Zahlen in der Stadt Zürich alarmieren, sind sie doch gegenüber 2015 noch gestiegen. Die von der Astra erstellte Analyse von Velounfällen mit Kollisionen zeigt, dass in zwei Dritteln der Fälle der Radfahrer nicht der Hauptschuldige ist. Von dem einen Drittel das da noch übrig bleibt könnte man eigentlich noch weitere abziehen.

Die ASTRA Auswertung zeigt nämlich auch wie viele von diesem Drittel unter Alkoholeinfluss standen. Unfälle unter Alkoholeinfluss zählen meiner Meinung nach nicht. Der selbe Mensch hätte mit dem Auto vermutlich auch einen Unfall gebaut und der wäre ziemlich sicher schlimmer ausgegangen als mit dem Fahrrad. Weiter kann man der Auswertung auch entnehmen an welchen Tagen und zu welcher Zeit diese Unfälle unter Alkoholeinfluss stattfanden. Am Samstag und am Sonntag Morgen zwischen 03.00 und 06.00 Morgens sind wir für Samstag bei 80% und Sonntag bei 81%.

Astra
ASTRA Unfälle unter Alkoholeinfluss

Es gibt noch weitere Beispiele wo der Verunfallte zwar mit dem Rad unterwegs war aber das Rad oder das Verhalten des Fahrers nicht zum Unfall geführt haben. Schaut euch die Statistiken mal an und macht Euch selber ein Bild von den tatsächlichen Zahlen.

Das eigentliche Video der Suva

Das Video an sich finde ich jetzt nicht schlecht gemacht. Es bedient ein bisschen alle Klischees des Velofahrers. Keine Glocke am Rad und auch kein Licht. Auch kein Aufsatz am Lenker der darauf schließen lassen würde, dass ein Licht benutzt wird. Sieht man leider immer wieder auf der Strasse. Der im Video fährt zumindest bei Tag ohne Licht. Im realen Leben ist es meistens Nachts wo mir das auffällt.

Der Radfahrer im Suva Video

Schon nach 22 Minuten begeht der Velofahrer einen Fehler als er den Volvo SUV ohne zu schauen und ohne ein Handzeichen links überholt. Gleich darauf fährt der junge und fesche Familienvater durch eine Fußgängerzone während er fröhlich in die Kamera erzählt, wieso das Fahrrad so viel ökologischer ist als das Auto. Interessanterweise sieht man in der gleichen Einstellung auf der rechten Seite im Bild einen Radfahrer der sein Fahrrad schiebt anstatt darauf zu fahren.

In der 28sten Sekunde fährt er links an einem BMW vorbei und ohne zu schauen in einen Kreisel. Erst als er bereits zwei Meter im Kreisel steht schaut er nach links ob ein Auto kommt oder nicht. Zum Schluss kommt der Unfall. Er fährt rechts an den rollenden Autos vorbei und schwenkt danach ohne Handzeichen einfach nach links. Wenn man das Bild anhält und schätzt sieht es aus, als würde er das ca. ein Meter vor dem rollenden Auto tun. Das Auto vor ihm blinkt korrekt und spurt auf die linke Spur ein. Der von hinten kommende Radfahrer muss natürlich ausweichen und tut dies an den einzigen Ort der ihm bleibt. Die Gegenfahrbahn. Da kommt ein anderes Auto und vorbei ist die Geschichte des Radfahrers.

Dem Autofahrer könnte man natürlich soweit den Vorwurf machen, dass er nicht in den Spiegel schaut und den Velofahrer sieht aber auch wenn, woher sollte der wissen, dass der Radfahrer da abrupt auf die linke Fahrbahn zieht?

Wieso mir der SUVA Spor trotzdem nicht so gefällt

Der Spot geht voll auf Konfrontation. Stellen wir uns mal vor das würde tatsächlich so auf der Strasse passieren. Die ganze Sache wäre sehr emotional für alle Beteiligten. Der Radfahrer würde das ziemlich sicher nicht überleben. Zurück bleiben würden die Frau und das Kind das man am Anfang des Spots sieht. Dem Autofahrer würde es vermutlich auch nicht wahnsinnig gut gehen. Ganz zu schweigen von den Passanten auf der Brücke und den sonstigen Autofahrern die das ganze mitbekommen haben.

Kurz gesagt es ist ein Spot der, wie so oft in der heutigen Zeit, nur auf die Emotionen abzielt. Die Fronten sind klar geregelt. Auf der einen Seite die Autofahrer, die in dem einen Radfahrer aus dem Spot, jeden Radfahrer den sie tagtäglich sehen wiedererkennen. Schaut weder links noch rechts und fährt einfach rücksichtslos wie es ihm grad in den Kram passt. Auf der anderen Seite die Radfahrer, die mit moralischer Überlegenheit und ökologischem Bewusstsein durch den Verkehr flitzen. Klare Feindbilder für beide Seiten. Ich mag so reißerische Werbungen nicht. In diesem Spot wird der Radfahrer als «Duubel» hingestellt. Einer der, sich um die Regeln foutierend, durch den Verkehr rast und das ohne Rücksicht auf Verluste. Sollte, dass wirklich die Message der SUVA sein.

Was für mich ein cooler SUVA Spot wäre

Einen Spot der mir inhaltlich gefallen hätte, wäre ein Spot der zeigt, dass es beiden Parteien hilft rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Ein Auto das mit dem überholen wartet bis es genug Platz hat und gleichzeitig den Velofahrer der absichtlich ein bisschen mehr nach links ausweicht damit der Autofahrer mehr Platz hat. Oder ein Radfahrer der beim verlassen eines Kreisels die Richtung in die er fährt anzeigt und ein Autofahrer der sich dafür bedankt. Einfach Situationen in denen klar ersichtlich ist, dass beide Parteien aufeinander aufpassen müssen.

Ein Spot, der das aufeinander zugehen in den Vordergrund stellt anstatt klare Grenzen und Feindbilder zu schaffen. So einen Spot würde ich bevorzugen. Scheinbar geht es in der heutigen Zeit aber nur noch auf die reißerisch Art. Die Emotionen müssen geweckt werden damit das Publikum nicht gelangweilt auf den nächsten Kanal zappt. Aber warum müssen es negative Emotionen sein die geweckt werden. Man könnte ja genauso gut positive Emotionen wecken.

Mit diesem Spot hat es die SUVA nicht geschafft ihrem eigentlichen Auftrag gerecht zu werden. Die Botschaft die hier vermittelt wird ist klar und deutlich. Liebe Radfahrer haltet euch an die Regeln sonst seit ihr «Duubel» die irgendwann überfahren werden. Mit dieser Aussage werden keine Brücken gebaut sondern bestehende abgerissen und das ist sicher nicht der Auftrag der SUVA.

In dem Sinn passt auf Euch auf da draussen.

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